...wie von Zauberhand!
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Deine VWA - Der rote Faden führt durch die wissenschaftliche Arbeit

Du kannst viel Zeit in Recherche investiert und Nächte vor dem Laptop gesessen haben und trotzdem kann es passieren, dass deine Betreuungsperson dir deine VWA zurückgibt und anmerkt, dass leider kein roter Faden zu finden sei. Sollte dir das auch so passiert und die Abgabefrist bereits in bedrohlicher Nähe sein - keine Sorge, du musst nicht noch einmal von vorne beginnen! Lies dir diesen Blog-Artikel durch, um vier Tipps zu erhalten, wie du den roten Faden in deiner Arbeit verwirklichen kannst.

Was ist denn dieser rote Faden eigentlich?

Der rote Faden ist ein bildlicher Ausdruck für die innere Logik deiner wissenschaftlichen Arbeit. Hört sich abstrakt an? Erst einmal: Keine Sorge. Der “rote Faden” bezeichnet im Grunde einfache Textelemente, die deine Leser/innen gedanklich durch deine Arbeit führen und er ergibt sich aus der Forschungsfrage. Daher gilt: Was der Beantwortung der Forschungsfrage dient, stärkt auch den roten Faden.

Aber wie geht das?!

Lies dir folgende Punkte durch, um keinen Zweifel mehr daran zu lassen, dass der rote Faden auch in deiner Arbeit umgesetzt wurde:

  1. Kapitelvorschau in der Einleitung

Oft herrscht Verwirrung darüber, was überhaupt in die Einleitung der Arbeit hinein soll und diese Seiten werden nicht sinnvoll genutzt, sondern nur mit Müh und Not mit Zeichen gefüllt. Doch dabei entgeht dir eine wichtige Chance, gleich mit einem positiven Ersteindruck zu punkten! Du hast deine Einleitung also schon geschrieben, aber der rote Faden fehlt? Packe neben der Formulierung deiner Forschungsfrage eine Vorschau auf die Kapitel deiner Arbeit in die Einleitung. So wird deiner Betreuungsperson sofort klar, was sie zu erwarten hat und die Neugier auf die Beantwortung deiner Forschungsfrage wächst. Durch eine Vorschau auf den Aufbau deiner Arbeit in Form von Kapiteln kannst du gleich zu Beginn zeigen, dass du geplant vorgegangen bist und deine VWA ein wertvolles Leseerlebnis bietet.

Hier zeigt sich auch der Grund, warum ich immer dazu rate, die Einleitung erst gegen Abschluss deiner VWA zu schreiben - erst dann weißt du mit Sicherheit, welche Kapitel sich in deiner wissenschaftlichen Arbeit befinden und in welcher Reihenfolge. Während deines Arbeitsprozesses kann sich der Aufbau immer wieder durch Verbesserungen ändern und es wäre schade, wenn du deine Einleitung vorab schreibst und dann mehrfach angleichen musst. Erspar dir diese Mühen und verfasse deine Einleitung zum Abschluss deiner Arbeit.

Mögliche Formulierungen wären z. B.

”Folgend wird der Aufbau der Arbeit vorgestellt. Beginnend mit einem kurzen Überblick über die Epoche werden anschließend die wichtigsten politischen Fragen der Zeit genannt, um sich anschließend dem Problem der wirtschaftlichen Umstrukturierung nähern zu können.”

oder

”Der Hauptteil vorliegender VWA wurde in drei Teile eingeteilt. Erster Teil erörtert X, zweiter Teil erörtert Y und dritter Teil Z. Dieser Gliederung folgend befinden sich im ersten Teil die Kapitel 1, 2 und 3, erklärend die Umstände X von Y, darauf aufbauend der zweite größere Abschnitt des Hauptteils, in dem auf Z eingegangen wird und schließlich der dritte größere Abschnitt des Hauptteils, in dem die praktischen Implikationen erläutert werden. Abschließend folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse und die sich daraus ergebende Beantwortung der Forschungsfrage.”

Eine Liste meiner persönlichen Formulierungs-Favoriten findest du hier und einen detaillierten Beitrag zum Thema “Einleitung schreiben” findest du hier.

2. Jedes Kapitel mit kurzer Vorschau beginnen

Beginne jedes Kapitel mit 1-3 Sätzen darüber, was deine Leser/innen in diesem Kapitel erwartet. Das hat nicht nur den Vorteil, dass du bei jedem Kapitel nach dem gleichen Schema vorgehen kannst und dir weniger Gedanken um Schreibblockaden machen musst, sondern du hast auch den Roten-faden-Check auf deiner Seite: Kapitel, deren Inhalt bereits in den ersten Sätzen klar umrissen wird, fügen sich besser in die Arbeit ein und verschaffen deiner Betreuungsperson Klarheit drüber, mit welchem Inhalt zu rechnen ist.

Stell dir die ersten Sätze eines Kapitels wie einen Trailer zum Kapitel selbst vor - der Inhalt wird kurz angekündigt, doch für Details muss das gesamte Kapitel gelesen werden. Auch wenn ich in diesem Zusammenhang von einem “Trailer” gesprochen habe: Bitte vergiss nicht, sachlich und klar zu schreiben und dich zu keinen “reißerischen” Ankündigungen verlocken zu lassen. Es ist nicht notwendig, Spannung zu erzeugen. Behalte immer in Gedanken, dass du für ein wissenschaftliches Publikum mit Erkenntnisinteresse schreibst.

Einen ausführlichen Beitrag zum wissenschaftlichen Schreibstil findest du hier.

Folgende Formulierungen könnten hilfreich für den Kapiteleinstieg sein:

”Nachstehendes Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung von X nach Y.”
”In diesem wird die Versuchsanordnung vorgestellt. Anschließend wird auf Y eingegangen.”
”Kapitel 5 beinhaltet eine Erläuterung der zur Beantwortung der Forschungsfrage herangezogenen Methodik.”

Solltest du deine Arbeit bereits fertig verfasst haben, die einleitenden Sätze deiner Kapitel aber noch fehlen - kein Problem, denn für viele Schüler/innen funktioniert es sogar besser, die einleitenden Worte zu Beginn der Kapitel erst im Nachhinein zu Papier zu bringen. Lies dir dein Kapitel noch einmal aufmerksam durch und fasse den Inhalt kurz und prägnant zusammen und stelle diese Sätze an den Beginn des Kapitels (vergiss nicht, danach einen Absatz zu formatieren!). Mit dieser Technik bist du deinem roten Faden wieder einen Schritt näher.

3. Baue Rückverweise ein

Ein Rückverweis ist das Gegenstück zur Vorschau. Statt zu schreiben, welcher Inhalt deine Leser/innen erwartet, erinnerst du an Inhalte vorheriger Kapitel. Das macht besonders bei komplexen, längeren Texten Sinn, denn oft ist es hilfreich, noch einmal auf eine bereits zuvor gebrachte Information zurückzukommen. Sinn macht das z. B. um Leser/innen noch einmal bestimmte Hintergründe oder Definitionen ins Gedächtnis zu rufen.

Nützliche Formulierungen könnten folgendermaßen aussehen:

“Wie bereits im vorherigen Kapitel beschrieben …”
”Bezugnehmend auf die in Kapitel 2 vorgestellten Modelle …”
”Zur Definition der Begriffe siehe Kapitel 3 … “

Sieh dir dazu auch gerne meine Sammlung an Formulierungen für den Hauptteil an.

Die Nutzung von Rückverweisen steigert die Textkohärenz. Der Text bekommt eine zusammenhänge Struktur - einen erfolgreich verwirklichten “roten Faden”. Nutze die Technik des Rückverweises so oft sie Sinn macht.

4. Die Arbeit mit Fazit abschließen

Im Fazit deiner Arbeit sollen deine Ergebnisse zusammengefasst und die in der Einleitung formulierte Forschungsfrage klar beantwortet werden. Die Beantwortung der Forschungsfrage in deinem Schlussteil lässt die Arbeit zu einem stimmigen Ganzen werden. Das Schlusskapitel deiner Arbeit zu schreiben ist am einfachsten, wenn du dich an folgendes Muster hältst: Gehe deine Arbeit Seite für Seite durch und fasse jedes Kapitel mit 1-3 Sätzen zusammen. So kannst du sicher sein, keinen wichtigen Schritt in deiner Zusammenfassung vergessen zu haben. Anschließend an diese Zusammenfassung wirst du deine Forschungsfrage beantworten können.

Eine ausführliche Anleitung zum Schreiben deines Schlussteils findest du hier.

Folgende Formulierungen sind hilfreich:

“Die Studie hat gezeigt/die Analyse hat ergeben …”
”Zusammenfassend lässt sich feststellen…”
”Die Ergebnisse der Studie lassen sich folgendermaßen zusammenfassen …”
”Es konnte gezeigt werden …”

Wenn du nicht sicher bist, wie du ein Kapitel zusammenfassen kannst, dann frage dich: Welche Information dieses Kapitels sollen sich deine Leser/innen unbedingt merken?


Tipp:

Teste deinen “roten Faden” abschließend, indem du Fragen an deinen Text stellst! Wechsle die Perspektive und stell dir vor, du wärst Leser/in deines Textes. Welche Fragen könntest du zu einem Kapitel stellen bzw. auf welche Frage wäre dein Kapitel die passende Antwort? Wenn du bemerkst, dass sich für ein Kapitel bzw. einen Abschnitt keine sinnvolle Frage finden lässt, dann kann das ein Hinweis für Argumentationslücken oder unklare Ausdrucksweise sein. Bevor du jetzt aber einen ganzen Absatz wieder löscht: STOPP! Es könnte sein, dass der Abschnitt nur an der falschen Stelle deiner Arbeit steht und sich besser in ein anderes Kapitel einfügen würde. Manchmal sind auch einfach einige einleitende Worte (oder Rückverweise!) notwendig, um einen Abschnitt schlüssig in den Text einzubetten.


Beachte bei allen Fragen zu deiner VWA auch immer die umfangreichen Anleitungen auf http://www.ahs-vwa.at/ und außerdem kann ich dir noch ein Buch empfehlen, dass ich selbst als Unterstützung beim Schreiben vieler Abschlussarbeiten verwendet habe: Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten

Viel Erfolg beim Schreiben! 🙂 

Wenn du dir wünscht, dass deine VWA sprachlich so gut wie möglich ist und gründlich korrigiert wird, kannst du dich gerne an mich wenden. Ich helfe dir mit einem Lektorat, das Beste aus deinem Text herauszuholen. Dabei achte ich auch darauf, ob du den roten Faden gut umgesetzt hast und gebe dir Verbesserungsvorschläge, falls es an einer Stelle noch nicht so gut geklappt hat. Melde dich gerne per Mail bei mir und hol dir ein unverbindliches Angebot für das Lektorat deiner Arbeit.